Kalenderblatt: Vor 40 Jahren - Bürgerkrieg in El Salvador
Kalenderblatt: Vor 40 Jahren - Bürgerkrieg in El Salvador
Kalenderblatt: Vor 40 Jahren
Am 10. Januar 1981, also vor reichlich 40 Jahren, begann mit einer militärischen Offensive der nationalen Befreiungsarmee FMLN (Frente „Farabundo Martí“ para la Liberación Nacional) der Bürgerkrieg in El Salvador. Die FMLN bezeichnete ihre Offensive zunächst, in triumphalistischer Manier und in Anlehnung an die Tet-Offensive des Vietcong, als „Endoffensive“. Da sie aber nicht zu siegen vermochte, benannte sie sie später in „Generaloffensive“ um. Anfangs jedoch war die FMLN davon überzeugt, dass der Krieg nur wenige Tage dauern würde. Mancher Kämpfer nahm drei Tage Urlaub in der Überzeugung, dann wieder seiner Arbeit nachgehen zu können. Die militärische Offensive, so war es geplant, sollte von einem Generalstreik und einem Aufstand in der Hauptstadt begleitet werden. Doch das war ein Irrglaube, denn sie wurde eröffnet, als die politische Massenbewegung im Land schon abgeflaut war. Zudem fehlte es innerhalb der FMLN noch bis Juni 1982 an strategischer Koordination. Bereits fünf Tage nach der Offensive, noch vor dem Amtsantritt Ronald Reagans als US-Präsident, intervenierten dann auch schon die USA, die von der Angst vor einem revolutionären „Dominoeffekt“ in ihrem zentralamerikanischen „Hinterhof“ getrieben waren, wobei sie El Salvador zum Testfall für ihre „Nationale Sicherheit“ erklärten. Ein blutiger und zäher Guerillakrieg und teilweiser Stellungskrieg folgte. Fast neun Jahre später, am 11. November 1989 versuchte die FMLN ihre „Endoffensive“ dann noch ein zweites Mal: Dabei griff sie auch die Kasernen in San Salvador und in weiteren sieben der vierzehn Departments des Landes an, besetzte das Sheraton-Hotel in der Hauptstadt, in dem sich gerade der Generalsekretär der OAS João Baena Soares aufhielt, der zur Vermittlung im Konflikt angereist war, und drang erstmals in die reichen Viertel San Salvadors, die Colonia Escalón und San Benito, ein. Doch wie schon bei ihrer ersten Offensive im Januar 1981 hoffte die FMLN auch diesmal vergeblich darauf, in den Armenviertel San Salvadors, in denen sie militärisch präsent war (Ciudad Delgado, Soyapango, Cuscatancingo, Ayutuxtepeque, Mejicanos), einen Aufstand zu entfachen. Auch ihre Erwartung, die Armee würde sich spalten, erfüllte sich nicht. Nach rund sieben Tagen und angesichts eines massiven Bombardements der Armenviertel durch die Regierungsarmee – es gab 1.000 Tote unter der Zivilbevölkerung, und 30.000 Häuser wurden zerstört – scheiterte die FMLN auch bei dieser Offensive in ihrem Sieganspruch und musste sich aus der Hauptstadt zurückziehen. Doch zumindest wurde mit dem Vorstoß demonstriert, dass trotz des Einsatzes jeweils sämtlicher Ressourcen beide, FMLN und Regierungsarmee, weder siegen noch besiegt werden konnten. Der Regierung signalisierte er, dass ohne eine Konzession gegenüber der FMLN ein Kriegsende nicht zu haben sein würde. Der FMLN wiederum zeigte die geringe Bereitschaft der Unterschichten zum Aufstand, dass die Kriegsmüdigkeit größer war als der Wille, im Aufstand das Letzte zu wagen. Folglich musste von der FMLN die Revolution und vom Staat die bedingungslose Kapitulation der FMLN ad acta gelegt werden. Damit war die höchste Stufe eines militär-strategischen Patts erreicht und klar geworden, dass für beide Seiten jede Erhöhung der Kosten durch eine Fortsetzung des Krieges unverhältnismäßig im Vergleich zum Nutzen, aber auch zu den Kosten gewesen wäre, die ein Kompromiss in Verhandlungen zeitigen würde. Dies nun führte zu komplizierten, am Ende aber erfolgreichen Verhandlungen, die am 16. Januar 1992 in das Friedensabkommen von Chapultepec mündeten.