Glossar

K - Kaffee

Die ersten Kaffee-Stauden, deren Ursprung eine Hacienda in Jutiapa (Guatemala) gewesen sein soll, wurden in El Salvador 1804 in Usulután und dann bei den indígenas von Ahuachapán 1836 vorgefunden. Spätestens 1840 hat dann der Brasilianer Coelho endgültig die Kaffee-Kultur in El Salvador eingeführt. 1846 wurde ein Gesetz erlassen, das den neuen Kaffee-Pflanzern für zehn Jahre die Munizipal- und für sieben Jahre die Exportsteuern erließ, ihn selbst vom Dienst als Abgeordneter (Concejal) und die Kaffee-colonos vom Militärdienst befreite. Ein Jahr später wurden Kaffee-Importe mit zehnprozentigen Steuern belegt. Die ersten Kaffee-Plantagen gab es bei San Salvador, Santa Ana, Ahuachapán, Santa Tecla und Sonsonate. Später, zwischen 1864 bis 1880, vor allem aber unter der Ägide des Präsidenten Barrios, breiteten sie sich auch in die Indigo-Regionen von San Vincente und das vulkanische Gebiet um San Miguel aus. Der Kaffee wurde damit überwiegend in dichtbesiedelten Zonen eingeführt, wo das Land bereits u.a. von Indigo-Produzenten angeeignet war. Erstmals 1875 soll der Stellenwert der Kaffee-Produktion den des Indigos übertroffen haben.

Jedoch mit dem Kaffee-Anbau änderte sich, schon agronomisch bedingt, das soziale Bedingungsgefüge: War die von den Spaniern initiierte Indigo-Produktion allmählich und bei Erhalt indigener Subsistenzkulturen durchgesetzt worden, so brachte Kaffee schnell und radikal den Umbruch bisheriger Agrarstrukturen mit sich. Die Kaffee-Pflanzen erforderten mehr Pflege als der Zacamil (Indigo-Pflanze). Kaffee war eine permanente Anbaukultur, die im Unterschied zu Indigo ständig Arbeitskräfte band, während Indigo nomadisierend angebaut werden konnte. Schließlich unterschied den Kaffee die mehrjährige Wartezeit auf die erste Ernte von der Möglichkeit halbjährlicher Indigo-Ernten, womit ganz verschiedenartige finanzielle Reserven für den Anbau beider Kulturen gefordert waren. Da Kaffee am besten in Höhenlagen über 500 Meter wächst, Indigo jedoch die tiefer gelegenen Gebiete bevorzugt, konnten die Indigo-Anbauflächen aber nur partiell vom Kaffee vereinnahmt werden.

1894 stellte der Kaffee 76 Prozent aller Exportprodukte El Salvadors. Zwischen 1886 und 1915 explodierte sein Anteil weiter, 1920 deckte er gar 90 Prozent der salvadorianischen Exporte. Kaffee, in seiner Sorte als Arabica, rangierte damals, nur knapp hinter dem Mais, auch an zweiter Position der Anbau-Kulturen in El Salvador. Der salvadorianische Kaffee-colono war auf oder bei der (Kaffee-)Hacienda angesiedelt und durch Tributleistung an den Hacendado gefesselt, von dem er mit dem Versprechen angezogen worden war, auf der Hacienda seine Milpa, das heißt Nahrungsmittel, kultivieren zu dürfen. Doch später wurde ihm auch das verboten. Aus Kaffeeproduktion und -export rekrutierten sich jene 14 Familien, die lange Zeit die herrschende Oligarchie des Landes bildeten.

Doch schon 1980 betrug der Kaffee-Export nur noch rund 50 Prozent des Gesamtexports von El Salvador. Der nachfolgende Bürgerkrieg zerstörte die Abbaufläche. Die Kaffee-Bauern verließen ihr Land und migrierten in die Städte. Die Exportpreise, aber auch die Kaffee-Finanzierung sanken stark, Naturkatastrophen taten ihr Übriges, sodass heute der salvadorianische Kaffee-Export nahezu insignifikant ist. Er ist nicht mehr unter den zehn Hauptexportprodukten zu finden.

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